Große Bühne, großes Nervenflattern und starke Momente
Die Halle bebte, die Geräuschkulisse teils beeindruckend – und mittendrin unsere U15, gehemmt von der Schwere des Moments. Die Nerven flatterten, man war nicht so mutig wie sonst. Dabei hatte das Team in diesem Winter bewiesen, dass es in der Halle glänzen kann. Doch dieses Mal? Dieses Mal, blieb viel von ihrem Können im Kopf stecken. Die Beine schwer, die Pässe einen Hauch zu unpräzise, der Druck fehlte, das Tempo ebenso. Zu wenig Feuerwerk, zu wenige Glanzmomente. Und doch: In den entscheidenden Momenten zeigte die Mannschaft, was in ihr steckt. Mit einem historischen Erfolg – als Gruppensieger zog sie ins Halbfinale der Bayerischen Hallenmeisterschaft ein. Ein Meilenstein. Noch nie zuvor hatte eine Heimstettener Mannschaft das geschafft.
Die Vorrunde: Vier Spiele, ein Drahtseilakt
Das erste Spiel, der erste Regionalligist, Milbertshofen. Ein Gegner, den man kannte, den man schon zweimal in dieser Hallensaison getroffen hatte. Zwei Niederlagen. Aber diesmal nicht. Ein 1:0, das mehr Kampf als Kunst war. Kein schönes Spiel, aber ein erkämpfter Auftaktsieg.
Dann die zweite Partie. Jahn Regensburg. Ein wilder Ritt, ein chaotisches Spiel, das unter einem schlechten Stern begann: Zeitstrafe, Unterzahl, Überlebenskampf. Und doch hielt man Stand. Beide Mannschaften lieferten sich einen offenen Schlagabtausch, beide Mannschaften drängten auf das Tor, doch keiner schaffte es, den Ball im Netz unterzubringen – 0:0.
Spiel drei gegen Ansbach. Und plötzlich fehlte alles: der Wille, die Energie, die Idee. Lethargie machte sich breit und drückte schwer auf die Mannschaft. Ein 1:1, das genau so uninspiriert war wie der Auftritt des Teams. Es war nicht weniger als ein Weckruf.
Das vierte Spiel: Entscheidung. Alles oder nichts gegen den Dritten der U15-Regionalliga, den FC Ingolstadt. Der Sieger würde den Sprung ins Halbfinale schaffen. Es musste ein Sieg her, und endlich zeigte das Team, dass es lebte. Es war kein schönes Leben, eher ein überlebenswütiges Aufbäumen. Chancen wurden herausgekämpft, aber auch zwei Tore gemeinsam herausgespielt. Ein 2:1, bei dem Torwart und Team das enge Ergebnis miteinander ins Ziel brachten. Gruppensieg, Halbfinale.
Halbfinale: Am Abgrund und doch erhobenen Hauptes
Das Halbfinale bot vieles, was den Hallenfußball ausmacht. Der Gegner: der 1. FC Nürnberg. Ein Regionalligist, aktuell Bayerns zweitbestes Team, und ein Prüfstein, der aufzeigen sollte, wo die Grenzen liegen. Doch die Mannschaft zeigte plötzlich, was in ihr steckt: fußballerisch die stärkste Vorstellung des Tages. Und dennoch: 0:2. Kein Vorwurf an Einsatz oder Herzblut, aber Effizienz? Fehlanzeige. Nürnberg nutzte, was sich bot – wenig, aber eben genug. Individuell einen Tick besser, in den entscheidenden Momenten konsequenter. Und man selbst? Chancen waren da, doch sie blieben ungenutzt, der letzte Schritt zu zaghaft, der Abschluss zu zögerlich. Das Aus im Halbfinale: bitter, ohne Zweifel. Aber folgerichtig. Und ganz sicher keine Schande.
Das Spiel um Platz drei: Bitteres Ende
Und dann: das Spiel um Platz drei, wieder Ansbach. Wieder diese Schwere, diese Trägheit. Das verlorene Halbfinale direkt davor steckte in Köpfen, lähmte alle Bemühungen. Erst ein Rückstand war nötig, um das Team wachzurütteln. Der Ausgleich zeigte, wie gefährlich das Team sein konnte, wenn es das Tempo anzog und den Ball schnell machte. Doch mehr? Mehr blieb eine Hoffnung. Im Sechsmeterschießen schien alles möglich, bis die Realität zuschlug: Zwei verschossene Strafstöße, nur einer gehalten. Platz vier. Ein Ende, das enttäuschte. Phasenweise überzeugend, technisch stark genug, um mit den besten Teams mitzuhalten, aber eben nicht konstant genug, um sich mit einer Medaille zu belohnen. Der Titel ging an die Würzburger Kickers, die sich im 6-Meter-Schießen gegen den 1. FC Nürnberg durchsetzten.
Fokus auf das Beeinflussbare. Der Rest ist egal.
Die Jungs haben sich gegen jeden Gegner ihre Chancen erspielt. Sie haben bewiesen, dass sie auf diesem Niveau mithalten können. Ohne Frage. Aber kein Zufall, sondern erarbeitet. Klar, körperlich war man unterlegen – aber das werden wir nie als Ausrede gelten lassen. Es ist uns egal, wir sind es ohnehin gewohnt und es ist ein Faktor, der sich mit der Zeit von selbst ausgleicht.
Entscheidend ist etwas anderes: Daran zu arbeiten, was wir beeinflussen können. Technik, Spielintelligenz, Handlungsschnelligkeit, Haltung. Wer vorankommen will, muss verstehen, dass gute und schnelle Entscheidungen gepaart mit herausragender Technik meist mehr wiegen als rohe Physis. Ergebnisse? Die lassen sich schwer steuern. Aber die Entwicklung – die haben wir in der Hand.
Titel sind Schall und Rauch, Erfahrungen bleiben
Der Titel des oberbayerischen U15-Hallenmeisters bleibt den Jungs – für immer. Das steht fest. Die Erfahrung bei der Bayerischen Meisterschaft? Unbezahlbar. Denn einmal unter den besten zehn Teams Bayerns gespielt zu haben, bedeutet mehr als nur ein Foto auf Social Media. Es bedeutet, gesehen zu haben, wie hoch die Latte wirklich liegt. Und es bedeutet, sich fragen zu müssen: Will ich da rüber oder bleib ich, wo ich bin?
Die letzten Prozente – der Unterschied zwischen gut und herausragend
Die letzten Prozente – die Prozentpunkte – die den Unterschied zwischen gut und herausragend machen, die fehlen aktuell (noch). Das Talent ist zweifellos da. Nicht nur bei den neun Jungs, die dabei waren. Das steht außer Frage. Aber Talent allein? Das hat noch nie gereicht. Talent ist nur der Funke – Arbeit und Entwicklung sind das Feuer, das daraus entstehen muss. Die entscheidende Frage lautet also nicht, wer technisch begabt ist, wer gerne dribbelt, wer fest schießt oder schöne Pässe spielt. Einige der wichtigen Fragen sind:
- Wer versteht, dass ein Offensivspieler, der defensiv nicht gut ist, dem Team mehr schadet als nutzt?
- Wer erkennt, wann gemeinsame Lösungen gefragt sind und wann es auf individuelle Einzelaktionen ankommt?
- Wer realisiert, dass ein starker Fuß nicht reicht und es beide Füße braucht, um wirklich außergewöhnlich zu sein?
- Wer orientiert sich an denen, die dort sind, wo man selbst hin will – und nicht an denen, die es nicht sind?
- Wer übernimmt Verantwortung, besonders dann, wenn es nicht gut läuft – nicht nur, wenn die Dinge wie von selbst laufen?
- Wer verinnerlicht, dass Weiterentwicklung kein Geschenk ist, sondern unfassbar anstrengend ist, und oft Überwindung kostet?
- Wer versteht, dass Scheitern nicht das Ende, sondern der Anfang von Erfolg ist?
Das sind einige der Fragen, die den Unterschied machen. Und die Antworten darauf entscheiden, wer den nächsten Schritt geht – und wer es nicht tut.
Scheitern ist nur der Anfang von allem.
Fehler machen? Gehört dazu. Verlieren? Teil des Spiels. Die Frage ist nur: Lerne ich daraus oder wiederhole ich die immer gleiche Dummheit in Dauerschleife? Denn wer sich nicht weiterentwickelt, wird von denen überholt, die es tun. Wer aber reflektiert, wer zuhört, wer arbeitet und umsetzt, was man ihm mitgibt – der wird besser. Und so wird aus Talent im besten Fall irgendwann ein Spieler, der sich im Erwachsenenalter auf hohem Niveau behaupten kann. Nur so. Und das ist am Ende das Einzige, was zählt. Doch nicht alle hören zu, nur wenige reflektieren – und mancher weiß es ohnehin besser.
Ein Kapitel endet, die Geschichte geht weiter.
Am Ende Platz vier in der bayerischen Hallenmeisterschaft. Eine Enttäuschung? Eher ist es ein Meilenstein. Für die Spieler, die Mannschaft, den Verein. Ein Ergebnis, das zu Recht stolz macht und zeigt, dass diese Mannschaft in der Halle zu den vier (!) besten Bayerns gehört. Es ist ein Beweis für die Klasse dieses Teams – und deren Entwicklung in diese Position. Bleibt zu guter Letzt die Erkenntnis, dass diese Hallensaison weit mehr war als ein bloßer Zeitvertreib. Sie war Bühne, Lehrmeister und Prüfung zugleich. Ein Kapitel, das Spuren hinterlässt – und ein breiteres Fundament legt für das, was noch kommt.
Quelle: D. Rohn