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Der SV Heimstetten hat in dieser Saison eine spielerisch starke Mannschaft, verfügt über ein beeindruckendes Klubgelände und profitiert von der räumlichen Nähe zu den Großklubs Bayern und Sechzig.

Von Stefan Galler, Kirchheim

Die Gesänge des Fanklubs Hoaschdenger Buam und das donnernde Trommelgeräusch dröhnen während der Heimspiele bis zu den Parkplätzen hinüber. Hat man dann den Eingang des weitläufigen Vereinsgeländes passiert, steigt einem schon bald der Bratwurstduft vom Grill entgegen. Und wenn der Besucher schließlich freien Blick auf das Spielfeld im Sportpark hat, bietet das, was er zu sehen bekommt, nicht selten höchsten Unterhaltungswert. Eine Stippvisite beim Fußball-Regionalligisten SV Heimstetten kann also durchaus zu einem Festival der Sinne werden.

Dementsprechend stolz sind die Verantwortlichen auf das, was sie mit ihrem kleinen Verein und den beschränkten finanziellen Möglichkeiten in den vergangenen Jahren erreicht haben. „Die Zuschauer sind begeistert von unserer Mannschaft und ihrem modernen Fußball“, sagt etwa Ewald Matejka, der frühere Vorsitzende des Gesamtvereins, der sich noch immer kein Heimspiel entgehen lässt. Dass die Mannschaft trotz eines sehr schweren Auftaktprogramms in den ersten elf Partien schon 13 Punkte eingesammelt hat, stellt auch den Trainer zufrieden. „Wir haben jene Spiele gewonnen, die notwendig sind, um nicht hinten reinzurutschen“, sagt Trainer Christoph Schmitt. Es sei sogar noch mehr drin gewesen, Schmitt empfand die Niederlagen gegen Bayern II (0:1) und Unterhaching (0:2) als extrem unglücklich. Ob er eine sorgenfreie Saison erwartet, beantwortet der 36-Jährige jedoch eindeutig: „Nein.“

Im Pokal ist man am Dienstagabend gegen Buchbach ausgeschieden, doch Priorität hat ganz klar die Liga

Im bayerischen Verbandspokal ist der Sportverein aus der Gemeinde Kirchheim im Landkreis München am Dienstagabend nach einer 1:4 (0:1)-Niederlage gegen den TSV Buchbach im Achtelfinale ausgeschieden, wurde dabei aber etwas unter Wert geschlagen: Kurz vor Schluss verkürzte Moritz Hannemann auf 1:2, danach riskierten die Heimstettner alles und kassierten noch zwei Gegentore.

Doch das ist für die Verantwortlichen nebensächlich. Wirklich relevant ist der Klassenerhalt in der höchsten Amateurliga. Und da sei es eben wichtig, die Partien gegen die Teams aus dem Tabellenkeller zu gewinnen, sagt Schmitt. So wie vergangene Woche gegen Tabellenschlusslicht TSV Rain/Lech. Trotz eines 0:1-Rückstandes gelang es den überlegenen Heimstettnern, die Partie zu drehen und mit 3:1 zu gewinnen. „Angesichts von solchen Spielen mache ich mir keine Sorgen, dass wir in die Relegation müssen“, sagt Michael Matejka, Sohn des früheren Vorstands Ewald und seit März wieder Fußball-Abteilungsleiter, nachdem er sich zwischenzeitlich zurückgezogen hatte und erst wieder kam, als er Unterstützung von weiteren Funktionären erhielt. Den gesamten sportlichen Bereich, von der ersten Mannschaft bis in die Jugendjahrgänge, leiten Christoph Schmitt und sein Stab. Sie geben die Spielphilosophie vor, einen technisch geprägten offensiven Tempofußball.

Dafür braucht man entsprechende Spieler – und die hat der Trainer zur Verfügung: „Mit dem Kader bin ich sehr glücklich, das ist erstmals eine Mannschaft, die ich mir selbst zusammengestellt habe“, sagt Schmitt. „Und den Jungs taugt es auch gut.“ Das lässt sich nicht nur daran ablesen, dass der herausragende Kapitän Lukas Riglewski dem Klub die Treue gehalten hat, obwohl er auch in finanzstärkeren Regionalligaklubs willkommen gewesen wäre. Andere wie Sebastiano Nappo (zuletzt FC Augsburg) oder Mohamad Awata (Schweinfurt) kehrten nach geplatzten Profiträumen zum Sportverein zurück. „Die menschliche Komponente spielt bei uns eine wichtige Rolle“, sagt Schmitt. Neben dem Zusammenhalt seien auch die Rahmenbedingungen auf dem Vereinsgelände attraktiv. Immer wieder schlagen Profiklubs vor Spielen gegen den FC Bayern hier ihr Quartier auf, so waren Atlético Madrid und Olympique Marseille bereits im Sportpark zu Gast.

Wann immer er Zeit hat, schaut BFV-Präsident Rainer Koch im Sportpark vorbei. Er wohnt im benachbarten Poing

Und noch eine andere positive Konsequenz hat die geografische Lage vor den Toren Münchens für den SVH: Der Klub ist mittlerweile eine Art Auffangbecken für diejenigen, die es bei Bayern und Sechzig nicht schaffen, Fuß zu fassen. Etliche der aktuellen Spieler haben eine Vergangenheit bei den Großklubs, so kam der neue Innenverteidiger Bernard Mwarome zwar aus Kaiserslautern, fast die ganze Jugend hatte er jedoch an der Säbener Straße verbracht. Mittelfeldspieler Sascha Hingerl wechselte im Juli von den Löwen nach Heimstetten.

Die Anstrengungen der Verantwortlichen beeindrucken auch die Verbandsspitze: Beim Spiel gegen Rain war BFV-Präsident und DFB-Interimsboss Rainer Koch unter den Zuschauern, schließlich hat er es nicht weit von seinem Wohnort Poing im benachbarten Kreis Ebersberg. „Wenn ich daheim bin und keine Termine habe, liegt es nahe, vorbeizuschauen“, sagte Koch, der Heimstetten für seine Finanzpolitik lobt: „Sie haben keinen Mäzen, sondern gestalten ihren Etat durch Sponsoren und geben nur das aus, was sie einnehmen.“ Das sei vorbildlich.

Auch Corona habe man ganz gut überstanden, sagt Spartenchef Michael Matejka. „Wir mussten schon an unsere Grenzen gehen, man kann ja auch nicht Sponsoren um Geld bitten, wenn die nicht mal ihre Leute bezahlen können.“ Letztlich habe man es gemeinsam geschafft, auch weil die Spieler bei ihren Gehältern Abstriche machten. Schließlich sind die Heimstettener ja auch keine Profis, sie trainieren nur dreimal pro Woche, während die zweiten Mannschaften und Vereine wie Unterhaching oder Schweinfurt bis zu acht Einheiten bestreiten. Ex-Präsident Ewald Matejka nimmt es mit Humor: „Wenn wir achtmal trainieren würden, wären wir deutscher Meister.“

Quelle: SZ Bericht
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